17.05.2022
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Guten Morgen Helmut Federmann,
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der US-Notenbankchef tut es. Der Rat der Weisen in Deutschland tut es. Und der ehemalige Goldman Sachs Chef Lloyd Blankfein hat es am Wochenende auch getan. Alle warnen vor der kommenden Rezession, die, so Blankfein „sehr sehr wahrscheinlich“ sei.
Die Gründe für die kollektiv verbreitete Düsternis liegen auf der Hand: der europäische Krieg, die globale Inflation und die zum Teil noch immer gestörten Lieferketten im Zuge der Coronapandemie. Es ließen sich mühelos weitere Apokalypsen hinzufügen, von den spürbaren Auswirkungen der Klimakatastrophe bis zum drohenden Hungeraufstand in Afrika. Aber die spannende und damit intellektuell fordernde Frage ist doch die, wie sich dieser perfekte Sturm verhindern lässt? Was muss geschehen, damit das Unheil nicht geschieht?
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Friedrich Dürrenmatt © imago
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Die Menschheit rast ja nicht wie in Friedrich Dürrenmatts dystopischer Erzählung „Der Tunnel“ auf dem ins Erdinnere abgeknickten Gleisbett der Selbstzerstörung entgegen. Dort in der Tat gab es kein Entrinnen: „Sie wird immer weiterrasen”, sagte der Vierundzwanzigjährige und wies auf den Geschwindigkeitsmesser. „Hundertfünfzig. Ist die Maschine je Hundertfünfzig gefahren?” „Höchstens Hundertfünf”, entgegnete der Zugführer. „Eben”, stellte der junge Mann fest. „Eben. Die Schnelligkeit nimmt zu. Jetzt zeigt das Messer Hundertachtundfünfzig. Wir fallen.” Hier also sechs Denkanstöße, um den freien Fall zu verhindern und das zu tun, was in der Gegenwartspolitik nur selten getan wird, nämlich im Best-Case-Szenario zu denken: 1. Die Inflation hat ihre Wurzeln in einer zu groß geschnittenen Geldmenge. Die Verteuerung des Geldes – also die dosierte Heraufsetzung des Zinses – müsste daher auch in Europa unverzüglich beginnen. Die Rückkehr zu einer restriktiven Geldpolitik kann jetzt, wo die Auswirkungen der wundersamen Geldvermehrung für jedermann spürbar sind, die Inflation zwar nicht über Nacht besiegen, aber dämpfend wirken, das kann sie schon.
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2. Die Tarifparteien, also Arbeitgeber und Gewerkschaften, können in den kommenden Monaten einen spürbaren Beitrag zur Beruhigung an der Preisfront leisten. Mit langfristigen Tarifverträgen und Einmal-Zahlungen für die unteren Tarifgruppen lässt sich verhindern, dass die Lohn-Preis-Spirale in Gang kommt.
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© Imago
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3. Das Sanktionsregime der Nato-Staaten gegenüber Moskau gefährdet die globale Nahrungsmittelsicherheit. Durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine werden die bereits gestörten Nahrungsmittelströme weiter disruptiert. Russland war 2021 der weltweit größte Exporteur von Weizen mit einer Gesamtmenge von rund 33 Millionen Tonnen. Hier müsste seitens des Westens im Kopf umgeparkt werden – von der unerbittlichen Putin-Bekämpfung auf Hunger-Bekämpfung. Die Menschen in Afrika und die Globalwirtschaft würden es den Beteiligten danken. 4. Der Weltwirtschaft und auch dem Weltfrieden wäre es ebenfalls zuträglicher, die Nato würde jetzt nicht nach Schweden, Finnland und die Ukraine und damit in ihre europäische Ost- und Nordflanke hinein expandieren, sondern unter türkischer Moderation das Gespräch über eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa suchen. Erdoğan – der sich ohnehin dem westlichen Sanktionsregime verweigert – hat seine Vermittlerdienste angeboten. Auch Olaf Scholz hält den Gesprächsfaden zu Putin aufrecht, was ihm im Inland harte Kritik einbringt und genau in dieser Situation von Nutzen sein könnte.
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Robert Habeck beim Emir in Katar © picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka
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5. Statt beim Emir von Katar den Bückling zu machen, um fossile Brennstoffe aus Russland durch fossile Brennstoffe aus Nahost zu ersetzen, müsste der Staat jetzt die Dekarbonisierung der Volkswirtschaft mit doppelter Kraft vorantreiben. Neue Förderprogramme und ein Marshallplan zur Entbürokratisierung in Deutschland und Europa würde den rezessiven Tendenzen entgegenwirken. 6. Das Wettdrohen zwischen den USA und China, das zur Politisierung der Handelsbeziehungen führt und eine Exportnation wie Deutschland stark verunsichern muss, könnte durch ein neues Freihandelsabkommen ersetzt werden. Die Gleichzeitigkeit von Ukraine-Krieg, Nato-Erweiterung und der bewussten Konfliktanbahnung mit China birgt eine Explosionsgefahr, die sich an der westlich-chinesischen Front zum gegenseitigen Vorteil entschärfen ließe. Fazit: Für die momentane Verzagtheit der Notenbankgouverneure und Regierungschefs gibt es Gründe, aber keine guten. Mit den Spontis der Siebziger Jahre möchte man den Verängstigten aller Länder zurufen: Prosperität ist machbar, Herr Nachbar. Selbst die Bremer Stadtmusikanten waren lebensklüger als die jetzige Politikergeneration. Ihr Motto: Etwas Besseres als den Tod werden wir überall finden.
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Prof. Dr. Andreas Rödder © imago
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Der Mainzer Historiker Prof. Andreas Rödder ist der Pferdeflüsterer der CDU. Er kommt immer dann ins Spiel, wenn die Tagespolitik nicht leuchtet und der Unionswähler es an Euphorie vermissen lässt. Rödder, der Vorstandsmitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung ist und als Leiter der Fachkommission „Wertefundament und Grundlagen der CDU” fungiert, schöpft aus der Geschichte, um daraus einen Krafttrunk für das gegenwärtige Führungspersonal zu destillieren. Auf vielen Schreibtischen der Unions-Prominenz liegt sein Buch „Konservativ 21.0. Eine Agenda für Deutschland.” Mit ihm spreche ich über die CDU nach der NRW-Wahl und die zahlreichen Veränderungen, die unsere Gegenwart prägen. Fazit: Rödder empfiehlt den Konservativen, sich nicht länger ihrer selbst zu schämen. Modernisierung - aber behutsam. Prinzipienfestigkeit - aber nicht um den Preis der Borniertheit.
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Heute im Politikteil von The Pioneer: Im Bundestagswahlkampf wollte die FDP gegen den Soli klagen, jetzt muss Finanzminister Christian Lindner in der Ampel die Fortsetzung mittragen. Rasmus Buchsteiner hat das Dilemma der Liberalen hier analysiert.
Die ersten Namen für eine schwarz-grüne Landesregierung in NRW werden gehandelt. Michael Bröcker hat von einer Überraschung erfahren, die einen prominenten CDU-Mann auf ein neues Ressort hieven könnte. Hier lesen Sie die Hintergründe.
Der Emir von Katar kommt nach Berlin und könnte Energieminister Robert Habeck mit einem neuen Gas-Liefervertrag unter die Arme greifen, wie Gordon Repinski recherchiert hat.
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Ministerpräsidentinnen Sanna Marin (Finnland) und Magdalena Andersson (Schweden)
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Schweden macht Ernst. In der Parlamentsdebatte stimmte eine parteiübergreifende Mehrheit für die Beantragung einer Nato-Mitgliedschaft – nur Linke und Grüne waren dagegen. Auch Finnland will einen Nato-Aufnahmeantrag stellen. Der Präsident Sauli Niinistö und die Regierungschefin Sanna Marin in Helsinki sind inzwischen für die Nato-Mitgliedschaft zur Stärkung der „Sicherheit Finnlands”. Das Parlament muss dem Antrag noch zustimmen. Das Problem: Die Aufnahme der skandinavischen Länder in das westliche Militärbündnis kann nur einstimmig erfolgen. Und bisher stellt sich die Türkei – als einziges der 30 Nato-Mitgliedsländer – quer. Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat „keine positive Meinung”, denn für ihn sind „skandinavische Länder wie ein Gästehaus für Terrororganisationen”. Fazit: Die Geschlossenheit des Westens – wenn man das Nato-Mitglied Türkei dazu zählen möchte – endet hier.
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Madonna © Imago
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In der Internet- und Krypto-Gemeinde ist zwar alles erlaubt, aber nicht für alle. Im Netz folgte ein Aufschrei, nachdem Pop-Star Madonna drei sehr merkwürdige NTFS veröffentlicht (und damit vermarktet) hat.
NFT steht für „non-fungible-token“, das sind nicht-austauschbare digitale Objekte. Anders als bei etwa einem Bitcoin kann es von einem NFT nur ein Exemplar geben.
Die inzwischen 63-jährige Pop-Künstlerin ließ ihren Körper 3D-scannen und offensichtlich verjüngt als Barbie-Avatar inklusive ihrer Geschlechtsteile in Szene setzen. Zusammen mit dem digitalen Grafikdesigner Beeple entstanden unter den Namen „Mother of Nature“, „Mother of Evolution“ und „Mother of Technology“ drei NFTS, die noch bis Freitagnacht auf der Plattform Superrare angeboten werden.
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Mother of Creation © Madonna & Beeple
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In den Videos ist zu sehen, wie Madonna als Mutter Erde (oder Gottes Tochter?) Bäume, Schmetterlinge und Insekten zur Welt bringt. Die Einnahmen aus der Auktion sollen verschiedenen gemeinnützigen Projekten, wie dem Kinderhilfswerk, zugutekommen.
Aktuell werden die NFTS für bis zu 350.000 Dollar gehandelt. Die alte Redewendung von „sex sells” hat wohl auch in der Krypto-Welt ihre Gültigkeit. Oder anders gesagt: Madonna (Like a Virgin) weigert sich, alt zu werden.
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Ich wünsche Ihnen einen lebensfrohen Start in den Tag. Es grüßt Sie auf das Herzlichste, Ihr
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Gabor Steingart Herausgeber ThePioneer
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