Die AfD ist aber nicht nur wegen der für eine Volkspartei zu geringen Zahl ihrer Wähler keine wirkliche Volkspartei, sondern auch deshalb nicht, weil sie es nicht vermag, Wählergruppen mit unterschiedlichen Interessen und Wertvorstellungen zu bündeln. Die AfD-Wähler sind nämlich eine weitgehend homogene, verschworene Gemeinschaft.
Wie schon die NPD, die in den 1960er-Jahren in sieben der damaligen zehn Landtage vertreten war, wird die AfD überwiegend von Männern in den mittleren Altersgruppen ohne Bindungen an gesellschaftliche „Großorganisationen“ (wie Kirchen oder Gewerkschaften) und von Angehörigen eines radikalisierten Segments der Mittelschicht gewählt, denen es objektiv gut geht, die aber extreme Statusängste und pessimistische Wirtschaftserwartungen haben.
Und was das Sozialforschungsinstitut infas in einer Analyse der NPD-Anhänger 1967 feststellte, trifft auch auf weite Teile der heutigen AfD-Anhänger zu: Sie haben „autoritäre Verhaltensdispositionen“ sowie eine „aggressive Einstellung gegenüber dem Parteiensystem“ und den Medien. Die AfD-Anhängerschaft setzt sich hauptsächlich zusammen aus den Wählern der bisherigen rechtsradikalen Parteien (NPD, Republikaner, DVU) sowie den „Dauer-Nichtwählern“, die dem politischen System insgesamt kritisch gegenüberstehen. Sie geben der AfD ihre Stimme, weil auch die das gegenwärtige System „überwinden“ will.
Wie weit große Teile der heutigen AfD-Anhängerschaft von einem „völkischen“ Gedankengut durchdrungen sind, zeigt sich auch daran, dass fast 50 Prozent die Befürworter einer liberalen Flüchtlingspolitik als „Volksverräter“ bezeichnen, fast 40 Prozent es gut fänden, wenn Deutschland wieder einen Führer hätte oder fast 30 Prozent meinen, der Nationalsozialismus hätte auch „gute Seiten“ gehabt.
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