04.06.2021
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Guten Morgen Ekkehard Kaier,
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um sich selbst besser zu erkennen, schauen die Eitlen in den Spiegel und die Klügeren über den Gartenzaun. Was wir Deutsche da sehen, erst recht wenn wir in die Ferne schweifen und bis auf die britische Insel blicken, sollte uns zu denken geben. Ausgerechnet jenes Land, das die Europäische Union verlassen hat, performt in allen derzeit wichtigen Kategorien besser als Europas größte Volkswirtschaft. Hier die vier Facetten einer unbequemen Wahrheit: 1. Die Mutter aller ökonomischen Erfolge in den Zeiten der Pandemie ist die Impfgeschwindigkeit. Das von Boris Johnson geführte Land erzielt in dieser Disziplin deutlich bessere Resultate als die Bundesrepublik der Angela Merkel. In Großbritannien ist ein mehr als doppelt so hoher Anteil der Gesamtbevölkerung komplett geimpft: 40 Prozent versus 19,5 Prozent. Nach dem Lockdown ist vor dem Aufschwung.
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Vergleich der Impfquoten zwischen Großbritannien und Deutschland, in Prozent
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2. Für die Wirtschaft bedeutet die schnelle Immunität der Bevölkerung den entscheidenden Stimulus. Kein Wunder: Der Wachstumsmotor der Briten dreht schneller als in Deutschland. Die dortige Volkswirtschaft wird in 2021 um 5,3 Prozent zulegen und in 2022 um 5,1 Prozent. Deutschland wächst auch, aber langsamer. Wir lernen: Die viel gepriesenen Vorteile der EU gegenüber dem britischen Außenseiter haben den Sprung von den Politikerreden in die ökonomische Wirklichkeit nicht geschafft.
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Vergleich des deutschen und britischen BIPs zwischen 2019 und 2025, Prognose ab 2021, in Prozent
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3. Vor allem der britische Dienstleistungssektor, von dem alle Politiker hierzulande behauptet hatten, er würde unter dem Brexit leiden wie ein Hund, legt deutlich zu. 2021 wird hier die höchste Wachstumsrate seit 24 Jahren gemessen. Die „Financial Times“ schreibt:
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Ein wirklich Aufsehen erregendes Ereignis.
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Starkes Wachstum im Dienstleistungssektor
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Einkaufsmanagerindex, unter 50 = die Mehrheit der Unternehmen meldet einen Rückgang
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4. Auch die einfachen Arbeiter und die kleinen Angestellten profitieren. Dank niedrigerer Arbeitslosenquoten (siehe Grafik) dürfte der Wohlstand in Großbritannien in 2021 schneller zulegen als hierzulande. Entsprechend hoch fliegt der konservative Premierminister in den Meinungsumfragen gegenüber der Labour Partei, die er längst deklassiert hat.
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GB: Sinkende Arbeitslosigkeit
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Vergleich der deutschen und britischen Arbeitslosenquote zwischen März 2020 und März 2021, in Prozent
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Fazit: Wir müssen den britischen Weg nicht kopieren, aber verstehen sollten wir ihn schon. Der von vielen deutschen Politikern totgesagte Nationalstaat scheint auf der Insel quicklebendig. Man hat das Gefühl, die Leiche grinst uns an.
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Christine Lagarde © dpa
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Corona geht, die Geldflutung bleibt. Das hat die Präsidentin der Europäischen Zentralbank Christine Lagarde jetzt öffentlich zu Protokoll gegeben. Sie sagt: Die lockere Geldpolitik werde weiterhin „für eine Brücke sorgen bis weit in die Zeit der Erholung“.
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Wundersame Geldvermehrung
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Volumen der von der EZB gehaltenen Vermögenswerte aus Anleihen und Aktien, in Milliarden Euro
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Damit ist dokumentiert, was die EZB bisher stets bestritten hat: Es gibt keinen inneren Zusammenhang zwischen der Pandemie und der exzessiven Geldpolitik. Corona hat die wahren Gründe für die Nullzinspolitik nicht geschaffen, nur camoufliert: 1. Alle westlichen Staaten haben sich angewöhnt im Interesse ihrer möglichst ungehemmten Schuldenpolitik die Refinanzierungskosten dafür auf null, oder im Fall der deutschen Schuldverschreibungen, sogar auf unter null zu drücken. Die Alternative wären Steuererhöhungen oder die Einschränkung staatlicher Leistungen. 2. Das europäische Zusammengehörigkeitsgefühl lebt davon, dass der reiche Norden den ärmeren Süden alimentiert. Auch Zinssubventionen sind Subventionen. Da die offizielle Gründung einer Transferunion bei den Wählern für einen Aufschrei sorgen würde, gehen Frankreich und Deutschland den Weg über Frankfurt. 3. Der vielleicht wichtigste Grund für das Fortbestehen der Geldflutung ist die Angst, die Eurozone könnte sonst auseinanderbrechen. Denn: Steigen die Zinsen auf historisches Normalmaß, gerät Italien in Schwierigkeiten. Am Kapitalmarkt könnten Zweifel an der Schuldentragfähigkeit des Landes aufkommen. Und anders als Griechenland stellt Italien einen wichtigen Teil des europäischen Bruttosozialprodukts. Too big to fail.
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In unserem Politikteil hat sich die Pioneer-Reporterin Marina Kormbaki vor dem Grünen-Parteitag durch die Änderungsanträge der Basis gekämpft und die kontroversen Themen von unten nach oben befördert. Darum geht es im Detail: Alle Details zu diesen und weiteren Themen lesen Sie im Newsletter Hauptstadt-Das Briefing.
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Hauptstadt - Das Briefing
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Was kommt nach dem Grünen-Hype?
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Die Grünen wurden gefeiert, dann folgte der erste Abschwung. Wie geht es vor dem Parteitag weiter?
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Gruppe der Frauen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion © Facebook
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Die Frauen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ringen um Wahrnehmung. Mit Blick auf das Regierungsprogramm der Union fordern alle weiblichen Abgeordneten das Folgende: Mehr Infos gibts auf: ThePioneer.de
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Dieter Nuhr © dpa
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Deutschlands bekanntester Kabarettist Dieter Nuhr ist heute Morgen zu Gast im Morning Briefing Podcast. Im Gespräch mit Dagmar Rosenfeld kritisiert er das massive Eingreifen des Staates in die Wirtschaft – und die Bürger, die das verlangen.
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Alles, was der Staat angepackt hat, ist in die Hose gegangen.
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Klick aufs Bild führt zur Podcast-Page
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Deutschlands älteste Partei ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Warum eigentlich? Im Pioneer-Talk-Podcast „Die Überstunde – ein Gast, ein Thema, eine Stunde“ ist diesmal der Historiker, Autor und langjährige „FAZ“-Redakteur Nils Minkmar zu Gast. Seine Analyse ist ernüchternd:
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Parteien sind wie Familien. Und die SPD hat sich in eine dysfunktionale Familie verwandelt.
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Donya Amer © Bosch
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Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn hat eine neue Digitalvorständin gefunden und verpflichtet. Wie das „Handelsblatt“ berichtete, soll Donya Amer die vakante Position besetzen. Die 48-Jährige leitet derzeit die Sparte Climate Solutions bei Bosch. Davor hatte sie 17 Jahre lang für das US-amerikanische IT-Unternehmen IBM gearbeitet. Nun wird sie beim Staatsunternehmen Bahn die andere Seite des Mondes kennenlernen.
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Elon Musk © dpa
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Ein weiterer Promi wagt sich ins Gastgewerbe. Wie die Website „Electrek“ berichtete, hat Tesla im Gastronomiesektor Markenschutz für seinen Namen und sein Logo beantragt. Was genau Elon Musk vorhat, ist derzeit zwar nicht bekannt. Doch wenn der 49-Jährige es mit einem Tweet aus dem Jahr 2018 tatsächlich ernst gemeint hatte, dann könnten die Tesla-Fahrer in Los Angeles bald schon Rollerskates fahren und Burger essen, während sie darauf warten, dass ihr E-Auto lädt. Denn damals schrieb er:
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Ich werde ein Oldschool-Drive-In-Rock ’n’ Roll-Restaurant an einer der neuen Tesla-Supercharger-Stationen in LA bauen
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Bettina und Christian Wulff © dpa
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Die Boulevardpresse ist in Champagner-Stimmung: Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff und seine First Lady Bettina Wulff sind wieder vereint. Auch Trennungen können erfolglos sein. Es ist der mittlerweile zweite Neustart der beiden. In Bettina Wulffs Büchern „Anders als gedacht“ und „Jenseits des Protokolls“ berichtet die beim Abschied von Schloss Bellevue erst 38-Jährige von den lebensfeindlichen Routinen des Staatsprotokolls („Aus Ernüchterung wuchs Enttäuschung“) und der gnadenlosen Treibjagd der Presse, nachdem die Frau eines Freundes bei der Hausfinanzierung geholfen hatte. Wulff verweigerte die in solchen Fällen von der Öffentlichkeit verlangte Transparenz, drohte dem damaligen „Bild“-Chefredakteur und verstolperte sich in einer bunten Kette der Harmlosigkeiten − Stichwort Bobbycar.
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Ehepaar Wulff © dpa
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Der damals dreijährige Linus sei von der Belagerung durch die Fotografen, die sich auch nach dem Umzug ins Privathaus fortsetze, derart genervt gewesen, dass er zur Mutter sagte:
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Mama, ich setze mich jetzt auf meinen Trecker und fahre die einfach um.
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Mögen der Pulverdampf der Nachrichtenjäger und der Ärger des kleinen Linus mittlerweile verraucht sein. Wir jedenfalls wünschen dem wiedervereinten Paar, das mit seinen Brüchen und Widersprüchen das moderne Deutschland repräsentierte wie kein Präsidentenpaar davor und danach, eine harmonische Zukunft. Beide haben beim Gang durch das tiefe Tal der öffentlichen Schmähung Contenance bewiesen und persönliche Stärke gezeigt. Oder, um es mit Albert Camus zu sagen:
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Mitten im tiefsten Winter wurde mir endlich bewusst, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer wohnt.
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Ich wünsche Ihnen ein Wochenende der Gelassenheit. Es grüßt Sie auf das Herzlichste Ihr
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Gabor Steingart Herausgeber ThePioneer
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