Im rheinland-pfälzischen Sinzig spielte sich eine Tragödie ab: In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag starben zwölf Bewohnerinnen und Bewohner einer Lebenshilfe-Behinderteneinrichtung in den Hochwasserfluten. Die hilfsbedürftigen Menschen im Alter zwischen 35 und 65 Jahren erfuhren keine Hilfe mehr, als sie von den Wassermassen im Erdgeschoss überrascht wurden. Die Hilfseinrichtung, in der es wegen des Stromausfalls stockfinster war, wurde für sie zur Falle. Es sind Meldungen wie diese, die unsere gedanklichen Routinen durchbrechen, weil sie unterhalb der professionellen Verhärtung einen unsichtbaren Schmerzpunkt berühren. Hanns Dieter Hüsch, der große niederrheinische Liedermacher, kommt einem in den Sinn, der für die Hilflosen ein Lied, fast kann man sagen ein Liebeslied, geschrieben hat: „Ich sing für die Verrückten Die seitlich Umgeknickten Die keiner Weltanschauung nützen Die jeden Abschied aus der Nähe kennen Weil sie das Leben Abschied nennen Die auf den Schiffen sich verdingen Und mit den Kindern Lieder singen Die suchen und die niemals finden Und nachts vom Erdboden verschwinden Für diese Leute will ich singen Die sich durchs rohe Dickicht schieben Vom Wahnsinn wund und krank gerieben Die durch den Urwald aller Seelen blicken Den ganzen Schwindel auf dem Rücken Ich sing für die Verrückten Die seitlich Umgeknickten Die eines Tags nach vorne fallen Und unbemerkt von allen Sich aus der Schöpfung schleichen Weil Trost und Kraft nicht reichen Und einfach die Geschichte überspringen Für diese Leute will ich singen.“
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