Die Fronten sind verhärtet: Er sagt, Volkswagen hat 2019 mit einem operativen Ergebnis von 19,3 Milliarden Euro und einer operativen Umsatzrendite von 7,6 Prozent geliefert – und zwar oberhalb des vereinbarten Zielkorridors. Sie sagen: Das stimmt, aber vor allem dank des Verbrennungsmotors. Er sagt, der Netto-Cash-Flow erreichte 2019 10,8 Milliarden Euro und führt zu ausreichend Liquidität und Substanz, um die ambitionierten Zukunftspläne durchzusetzen. Sie verweisen auf die kostspielige Pandemiebekämpfung und wollen das Pulver lieber trocken halten - auch um Lohnverzicht und Personalabbau zu vermeiden. Er sagt, VW müsse so wie Tesla das „Automobil als das komplexeste, wertvollste und massentauglichste Internet-Device“ betrachten. Sie zucken die Schultern und sagen, „mir san mir“ und Tesla ist überbewertet. Er sagt, geführt wird von oben und nicht aus dem Büro des Betriebsratsvorsitzenden. Sie nennen das einen „autokratischen Führungsstil“ und verlangen nach einem gewerkschaftlichen Co-Management. So geht das nun schon seit einigen Monaten: Er rackert. Sie räsonieren. Er beschleunigt. Sie bremsen. Er sitzt im Chefbüro und sie im Hinterhalt. Die Ziele könnten unterschiedlicher nicht sein: Er will führen und sie wollen ihn abschießen. VW ist derzeit kein Wirtschaftsunternehmen, sondern ein Arbeiterwohlfahrtsverein mit angeschlossener Scharfschützen-Abteilung.
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