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08.03.2023
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Guten Morgen Rainer Wolski,

James Bond hat womöglich das Drehbuch verlassen, um in der Ostsee eine Geheimmission durchzuführen. Zumindest erinnert der Tathergang, der mit der Sprengung von Nord Stream 1 und 2 endete, an die tollkühnen Abenteuer des Agenten in „Der Spion, der mich liebte“.

Gestern Abend bestätigte die US-Regierung, dass jene Geheimoperation, die zur spektakulären Sprengung in 70 Meter Tiefe führte und die Gaspipelines zerfetzte, von Top-Profis durchgeführt und aus der Ukraine heraus geplant wurde.

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Nord Stream 2-Gasleck in der Nähe von Bornholm © Danish Defense Ministry

Fakt ist: Es kam in der Nacht zum 26. September vergangenen Jahres zur Zerstörung von drei der vier Stränge der Pipelines Nord Stream 1 und 2. In einer Tiefe von 70 Metern unter der Wasseroberfläche wurden ferngesteuert mehrere Explosionen ausgelöst. Die Wirkung der Sprengsätze war laut Berechnungen des Spiegels mit der Sprengkraft von 500 Kilogramm TNT vergleichbar. Ein Schaden im Wert von 500 Millionen US-Dollar entstand.

 
Sabotage in der Ostsee
Pipelines Nord Stream 1 und 2, Explosionen und 200-Seemeilen-Zone
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Seit Oktober ermitteln Sicherheitsbehörden in Deutschland, Dänemark, Schweden und den USA. Laut einem Rechercheteam des ARD-Hauptstadtstudios, des ARD-Politikmagazins „Kontraste“, des SWR und der „ZEIT“ lief die Geschichte so ab:

  • Die Attentäter mieteten eine Yacht an, die von einer Firma mit Sitz in Polen stammt, allerdings von zwei Ukrainern geführt wird. Dafür nutzten sie gefälschte Reisepässe.

  • Von Rostock aus stachen ein Kapitän, zwei Taucher, zwei Tauchassistenten und eine Ärztin in See. Sie nahmen Kurs in Richtung der Pipelines.

 
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Nord Stream 2 © NDR
  • Taucher brachten den Sprengstoff mit einem Boot in die Nähe des Tatorts, befestigten den Sprengsatz schließlich an den Pipelines und ließen ihn via Zeitzünder aus der Ferne detonieren.

Folgende Indizien präsentiert das Rechercheteam für die Plausibilität – noch nicht den Beweis – seiner Story:

  • Die Pässe waren professionell gefälscht.

  • Die Identität der Crew wurde verschleiert.

  • Nach Rückgabe des Bootes konnten an einem der Tische im Inneren der Yacht Sprengstoffreste festgestellt werden.

Das ist noch unklar:

  • Die Ermittler wissen bisher nicht, welche Personen die Zerstörung in Auftrag gegeben haben.

  • Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bewusst Spuren so gelegt wurden, dass die Ukraine als Verursacher dasteht. Göran Swistek, Experte für Maritime Sicherheit bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, sprach gestern Abend im ZDF von einer möglichen „False Flag Operation“.

Allerdings hätten ukrainische Täter wenigstens ein Motiv:

Angela Merkel und Wladimir Putin
Angela Merkel und Wladimir Putin im Jahre 2020 © dpa
  • Nord Stream war für die Ukraine eine Bedrohung der nationalen Sicherheit, da Russland dadurch billiges Gas nach Europa verkaufen konnte. Die Ukraine war immer gegen das Projekt.

 
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Wolodymyr Selenskyj © imago

Das sagte die ukrainische Regierung gestern Abend der New York Times:

Man habe keine Ahnung von den Vorgängen und sei auf keinen Fall der Auftraggeber.

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Joe Biden © dpa

Das sagt die US-Regierung:

  • Es liegen keine Beweise vor, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj oder seine obersten Leutnants an der Operation beteiligt waren oder dass die Täter auf Anweisung ukrainischer Regierungsbeamter handelten.

  • Man vermute, dass es sich bei den Attentätern um Gegner des russischen Präsidenten handelt.

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Seymour Hersh © imago

Diese Recherche widerspricht diametral dem, was der US-Enthüllungsjournalist Seymour Hersh kürzlich auf seinem Blog veröffentlicht hatte. Laut Hersh sollen die USA für die Sabotage der Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 verantwortlich sein. Diese wurde laut Hersh von langer Hand und zwar schon vor Kriegsbeginn geplant.

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Dmitri Peskow © imago

Putin brachte schon kurz nach der Sprengung eine dritte Variante des Tathergangs ins Spiel. Russland verdächtigt die Briten. Der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sprach von Geheimdienst-Informationen, die belegen würden, „dass der Angriff von britischen Militärspezialisten geleitet und koordiniert wurde“.

Fazit: Das Kriegsdrehbuch erfährt neuerlich eine bizarre Wendung. Im Kinosaal würde man vermutlich die Vorstellung verlassen, da sich die Handlungsstränge ständig im Nichts verlaufen. Vergeblich wartet man auf das Happy End.

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© James Bond – Liebesgrüße aus Moskau

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Hauptstadt – Der Podcast Header

In Berlin beginnen morgen die Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und CDU. Unser Hauptstadt-Team hat sich die Lage in Berlin genauer angeschaut.

Vize-Chefredakteur Gordon Repinski hat sich in den SPD-Kreisverbänden umgehört. Wer folgt Franziska Giffey in die Koalition mit der CDU? Wer hadert?

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Franziska Giffey © dpa

Chefredakteur Michael Bröcker hat die Liste der Verhandler der CDU vorliegen und sagt, wer in einem möglicherweise erstmals seit 22 Jahren CDU-geführten Senat einen Senatorenposten bekommen könnte.

Überraschung: Mit einer Lehrerin, einem Polizei-Chef, einer Justiziarin einer Kreuzfahrtgesellschaft, einer früheren Zollbeamtin und einem Stiftungs-Geschäftsführer sind Persönlichkeiten mit untypischen Lebensläufen dabei. Hier lesen Sie die Details.

Außerdem im Politik-Teil von The Pioneer:

  • Unser Chefkorrespondent Rasmus Buchsteiner hat sich mal wieder in der Bahn umgehört. Ergebnis: Die Bahn plant ein Milliardenprogramm für die Sanierung von Bahnhöfen. Wir kennen Details.

 
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Defekte Rolltreppe im Berliner Hauptbahnhof © imago

HDB 08.03.2023
Giffeys Kampf um die Genossen
Folgt die Berliner SPD ihrer Noch-Bürgermeisterin in eine Koalition mit der ungeliebten CDU?
Briefing lesen

20230308-image-dpa-pb-Eric Gujer, Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung
Eric Gujer, Chefredakteur der Neuen Zürcher Zeitung © dpa

Die Idee, dass nach dem Ende des Kalten Krieges das Reich von Demokratie und Marktwirtschaft auf die Menschheit warte, bestimmte nach der Implosion der Sowjetunion die Gefühlswelt des Westens. Das „Ende der Geschichte“ nannte Francis Fukuyama diese Fiktion, die er für die Wirklichkeit hielt. Der Westen gab sich dem Triumphalismus hin.

Doch Russland hat die Ukraine überfallen, China ist nach innen ein diktatorischer Überwachungsstaat und nach außen ein zunehmend aggressiver Spieler. Es kam deutlich anders, als es sich der Westen erhofft hatte.

Einer, der diesen Wandel von Anfang an medial begleitet, ist Eric Gujer. Der gebürtige Schweizer startete vor rund drei Jahrzehnten als Praktikant bei der Neuen Zürcher Zeitung, heute ist er dort Chefredakteur. Zwischendrin war er Korrespondent in Berlin, Jerusalem und Moskau.

Für den Pioneer Podcast habe ich mit ihm über die neue Weltunordnung gesprochen. Dass Europa nur noch mit anderen Demokratien Handel treibe, hält Gujer für Selbstbetrug:

  Man sagt das immer und macht dann das Gegenteil. Deutschland kauft Gas in Katar: Wärme ist wichtiger als Werte. Wir halten uns an die eigenen schönen Worte nicht. “

Er empfiehlt den Europäern einen größeren Abstand zu den USA. Auch bei Fragen der Sicherheit prognostiziert Gujer ein Decoupling – und zwar zwischen den USA und Europa:

  Die Amerikaner werden sich stärker auf den Pazifik und die Auseinandersetzung mit China konzentrieren. Das bedeutet: Wir Europäer müssen selbst die militärische Verantwortung übernehmen. “

Ihm geht es nicht darum, „die Amerikaner rauszuwerfen“:

  Es geht um eine erwachsenere Partnerschaft. “

Im Ukraine-Krieg warnt er uns vor der Illusion, Russland lasse sich mit ein paar deutschen Panzern besiegen:

  Die russische Doktrin lautet: Helfen 1000 Granaten nicht, dann helfen 2000 Granaten. “

Wie der Krieg in der Ukraine die Neuordnung der Welt beschleunigt, hören Sie heute im Pioneer Podcast. Der Blick von außen hilft, uns selbst besser zu verstehen.

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Carsten Knobel © dpa

Beim Konsumgüterunternehmen Henkel drückt laut Konzernangaben die Inflation auf den Gewinn, während der Umsatz von den gestiegenen Preisen profitiert:

  • Das Nettoergebnis fiel im abgelaufenen Geschäftsjahr um 23 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro.

  • Der Umsatz stieg in den vergangenen 12 Monaten um zwölf Prozent auf 22,4 Milliarden Euro.

​​Im Jahr 2022 musste das Unternehmen aus Düsseldorf vor allem mit Mehrkosten in Höhe von zwei Milliarden Euro für Fracht, Rohstoffe und Energie kämpfen. Gleichzeitig sind viele Verbraucher zurückhaltender: Sie wählen preisgünstigere Handelsmarken mit ähnlicher Qualität – dadurch sank die Gewinnmarge des Unternehmens auf 10,4 Prozent.

Auch der geplante Rückzug aus Russland belastet das Ergebnis. Die Aktie musste bis zum Handelsschluss ein Minus von fast drei Prozent hinnehmen.

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20230308-image-dpa-pb-Architekt David Chipperfield im Erweiterungsbau des neuen Kunsthaus Zürich
Architekt David Chipperfield im Erweiterungsbau des neuen Kunsthaus Zürich © dpa

Jetzt wurde der 69-jährige Brite mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet – dem Nobelpreis für Architektur.

Seit 1985 leitet er sein eigenes Architekturbüro. Später erhielt er das Bundesverdienstkreuz für seine Arbeit und wurde in den britischen Adelsstand erhoben. Von 1995 bis 2001 war er Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart.

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James-Simon-Galerie und Neues Museum, Museumsinsel Berlin © imago

Zu seinen bekanntesten Projekten in Deutschland gehört die Neugestaltung der Berliner Museumsinsel, darunter der Neubau des Neuen Museums. Seine Arbeit erstreckt sich über die USA, Mexiko, Spanien, Schweiz und Deutschland bis nach Japan und Südkorea.

20230308-image-imago-mb-Museo Jumex in Mexiko von David Chipperfield
Museo Jumex in Mexiko von David Chipperfield © imago

Die Jury des Pritzker-Preises begründete ihre Entscheidung so:

  Subtil und doch kraftvoll, gedämpft und doch elegant, ist er ein produktiver Architekt, der radikal in seiner Zurückhaltung ist und seine Ehrfurcht vor Geschichte und Kultur demonstriert. “
20230308-image-imago-pb-Gebäude in Barcelona, vom Architekten David Chipperfield
Gebäude in Barcelona von dem Architekten David Chipperfield © imago

Ich wünsche Ihnen einen selbstbewussten Start in den neuen Tag. Bleiben Sie mir gewogen.

Es grüßt Sie auf das Herzlichste,

Ihr

Signatur Gabor Steingart
Gabor Steingart
Herausgeber The Pioneer

Impressum

Redaktion

Lukas Herrmann (Leitung), Daniel Bayer, Luisa Nuhr, Alexander Wiedmann

Den Beitrag „Deutsche Bahn“ lieferte Rasmus Buchsteiner.

Grafiken

Nils Lang (Daten), Lynn Janzen (Titelbild)

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