20.08.2021
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Guten Morgen Kurt Werdan,
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Vorsicht Wunschdenken! In Energiefragen ist in Deutschland eine Alice-im-Wunderland-Situation entstanden: Unwidersprochen von Politik und Medien gehen weite Teile der Bevölkerung davon aus, dass mit dem Klimawandel den fossilen Brennstoffen weltweit das Totenglöckchen gebimmelt wird. Politiker aller Couleur nähren diesen Eindruck, offenbar in der Absicht, als besonders modern zu gelten. Bayerns Ministerpräsident Söder nennt den Ausstieg aus der Kohle, der in Deutschland für das Jahr 2038 verabredet wurde, „unambitioniert“. „Deutschland muss beim Klimaschutz nachbessern“, fordert heute allen Ernstes das „Handelsblatt“. Der sächsische Umweltminister Wolfram Günther behauptet, „Investoren, Großunternehmen und Versicherer“ würden geradezu fluchtartig die Energiebasis des Industriezeitalters verlassen:
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Da ist eine irre Dynamik drin.
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Irre ist vor allem die Selbsttäuschung der Deutschen. Hierzulande wird links geblinkt und weltweit wird rechts abgebogen. Das zur Schau gestellte Klimabewusstsein von Politikern und Medien kontrastiert mit der Tatsache, dass die Förderung, der Verkauf und der industrielle Verbrauch fossiler Brennstoffe einem neuen Allzeithoch entgegenstrebt:
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Kohleförderung seit 1981, in Millionen Tonnen
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Anteil der führenden Länder an der weltweiten Kohleförderung im Jahr 2020, in Prozent
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Verwendete Energieträger zur Stromerzeugung weltweit im Jahr 2020 und Prognose für 2040, in Prozent
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Im Inland produzierter und ins Netz eingespeister Strom in Deutschland nach Energieträger, in Prozent
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Auch die Hoffnung, der Welt würden die fossilen Brennstoffe bald ausgehen, ist durch die Forschung nicht gedeckt. Die Menschheit verbraucht derzeit laut einer Studie von Siemens und der TU München jährlich rund ein Prozent der weltweit förderbaren fossilen Energieträger. Das bedeutet: Erst in hundert Jahren wäre die letzte Ölquelle versiegt. Fazit: Die Wirklichkeit ist politisch nicht korrekt. Wir erleben das, was Peter Sloterdijk „die Übersteigerung des Unbehagens durch seine Erklärung“ nennt. Sein Rat ist klug, aber spendet keinen Trost:
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Verzichtest du auf weitere Fragen, bist du in Sicherheit.
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Hauptstadt - Das Briefing
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"Die letzte Chance, die wir haben"
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Für die Stahlkocher im Ruhrgebiet geht es im Wahlkampf nicht um Banales, sondern um ihre Existenz.
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Markus Söder © dpa
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Einmal mehr mischt sich Markus Söder in die Wahlkampagne von Armin Laschet ein. Dies geschah in einer nicht-öffentlichen CSU-Präsidiumssitzung, die so nicht-öffentlich nicht gewesen sein kann, denn „Bild“ und die „Süddeutsche Zeitung“ berichten und zitieren wörtlich: „Ich helfe gern und bekomme starke Aufforderungen aus ganz Deutschland, mehr zu machen“, sagte demnach Söder. Und dann der Satz, der für Laschet wie ein Kantenschlag wirkt:
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Sechs Wochen vor der Wahl über einen möglichen Austausch von Kandidaten zu reden, zeigt, wie schwer die Lage ist.
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Armin Laschet © dpa
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Eine derartige, öffentlich zelebrierte Zerrissenheit der Unionsführung hat es – zumindest in der heißen Wahlkampfphase – nicht mal zwischen Franz Josef Strauß und Helmut Kohl gegeben. Auch Angela Merkel und Friedrich Merz wussten sich in Wahlkampfzeiten zu benehmen. Der Politikchef des „Handelsblatt“ drückt in seinem Kommentar aus, was viele in der CDU-Spitze heute Morgen denken:
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Während SPD-Chefin Saskia Esken die Schlummertaste gedrückt hält und Kanzlerkandidat Olaf Scholz freie Hand lässt, macht Söder das Gegenteil: Wenn er weiterhin jeden zweiten Tag einen Weckruf startet, landet die Union noch in der Opposition.
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Wolfgang Ischinger © imago
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Wolfgang Ischinger ist einer der erfahrensten und bekanntesten Diplomaten unseres Landes. Als Botschafter vertrat er die Bundesrepublik von 2001 bis 2006 zunächst in den USA, von 2006 bis 2008 dann im Vereinigten Königreich. Auf Wunsch der Regierung Merkel leitet der Jurist seit 2008 die Münchner Sicherheitskonferenz. Im Gespräch mit „Welt“-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld legt er im Morning Briefing-Podcast seine Ansichten und Einschätzungen zur Lage in Afghanistan dar.
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Auf die Frage, ob es Naivität oder Arroganz des Westens gewesen sei, zu glauben, ein anderes Land aus Afghanistan machen zu können, antwortet er:
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Zu sagen, wir würden am liebsten nicht kämpfen, sondern Schulen für Mädchen bauen, Brunnen bohren und das Land schrittweise demokratisieren, war natürlich in einer eher pazifistisch denkenden deutschen Gesellschaft populärer als die Vorstellung, wir jagen Terroristen in den Bergen von Nordafghanistan und erschießen sie alle einen nach dem anderen.
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Mit anderen Worten: Aus der ursprünglichen Mission, die Terroristen zu vertreiben und ihnen den Nährboden zu entziehen, wurde eine immer größer angelegte Demokratisierungsaktion, die von idealistischen Vorstellungen getrieben wurde.
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Das Ganze ist ein Debakel erster Klasse für den Versuch des Westens, seine Werte nicht nur zu verteidigen, sondern durchzusetzen.
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Wolfgang Ischinger © imago
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Die aktuelle Lage am heutigen Morgen: Allein zwischen 2015 und 2020 wurden Rüstungsexporte im Wert von rund 56 Millionen Euro aus Deutschland nach Afghanistan genehmigt. Zum Verbleib dieser Waffen und Fahrzeuge – etwa wie viele davon sich nun in den Händen der Taliban befinden – „liegen dem Bundesverteidigungsministerium zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Erkenntnisse vor“, erklärte das Ministerium der „Welt“.
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Deutsche Soldaten in Afghanistan (2011) © dpa
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Sie halfen den Deutschen, dann mussten sie fliehen: Begegnung mit zwei Ortskräften aus Afghanistan
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Werner Baumann © dpa
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Wer sich an die Hochphase der Bayer-Aktie erinnert, muss ein gutes Gedächtnis haben. Seit dem Allzeithoch von 146,45 Euro im Frühjahr 2015 zeigt der Aktienkurs Richtung Südpol. Im Jahresverlauf liegt die Aktie 14,6 Prozent im Minus. In der Dreijahresbilanz steht ein Minus von 47,4 Prozent. Doch an der Börse wird die Zukunft bewertet und nicht die Vergangenheit. Deshalb empfehlen 13 von 18 Analysehäusern den Titel zum Kauf, die anderen fünf raten dazu, die Aktie aus Leverkusen zu halten. Das Hauptargument für die überraschend positive Bewertung ist der integrierte Pharma- und Agrar-Chemiekonzern, den Vorstandschef Werner Baumann durch die Übernahme von Monsanto geschmiedet hat.
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Monsanto-Hauptsitz in Missouri © dpa
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Fazit: Die Risiken des Monsanto-Deals, die aus der Rechtssituation in den USA resultieren, sind weiter enorm. Doch der Markt hat, und das unterscheidet ihn von den politischen Beobachtern, wieder verstärkt die Chancen in den Blick genommen.
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Die aktuelle Corona-Lage am Morgen: In Deutschland liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 44,2; in einigen Städten bereits über 100: Leverkusen führt mit 124,6, gefolgt von Flensburg mit 123,1 und Wuppertal mit 121,9.
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Bestätigte Neuinfektionen je 100.000 Einwohner der vergangenen sieben Tage in deutschen Landkreisen und kreisfreien Städten
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Christian Drosten © dpa
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Seit der Empfehlung der unabhängigen Kommission für die Impfung ab zwölf Jahren ist der Andrang groß: Laut RKI haben inzwischen 25,7 Prozent dieser Kinder mindestens eine Impfung erhalten, vollständig geimpft sind 16,5 Prozent.
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Lofoten © imago
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Alle wollen alt werden, aber keiner will es sein. Rein finanziell ist dieser Widerspruch am besten in Norwegen auszuhalten. Denn dieser Staat hat, im Gegensatz zum deutschen, seit 1998 konsequent vorgesorgt: Norwegens Absicherung im Alter ist ein Staatsfonds. Der Zusammenschluss aus einem staatlichen Pensionsfonds, der die Mittel der Sozialversicherung verwaltet, und dem staatlichen Pensionsfonds Ausland, in den Gewinne aus der Öl- und Gasförderung fließen, kommt auf einen Gesamtwert von rund 1,1 Billionen Euro und ist somit weltweit der größte Fonds seiner Art. Im Auftrag des Finanzministeriums verwaltet der Fonds Beteiligungen an mehr als 9.100 Unternehmen, darunter 199 deutsche.
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Ölplattform vor Norwegen © dpa
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Im ersten Halbjahr 2021 konnte der Ölfonds eine königliche Rendite von 9,4 Prozent erwirtschaften, was umgerechnet einem Plus von 94,9 Milliarden Euro entspricht – oder rund 17.000 Euro für jeden Norweger. Somit wurde zwischen Januar und Juni fast so viel wie im gesamten Vorjahr verdient. 2020 konnte ein Gewinn von umgerechnet etwa 102 Milliarden Euro erzielt werden – trotz Corona.
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Der 8. Tag
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Der 8. Tag - mündig: Wie wir wählen und handeln
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Alev Doğan spricht mit Ferdinand von Schirach, Jagoda Marinić, Nora Bossong und Kerstin Decker.
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Greta Thunberg © dpa
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Greta Thunberg hat noch nicht überall auf der Welt die Realität verändert (siehe oben), aber den Diskurs schon. Sie ist der Prototyp für die These des Essays von Knut Cordsen, dass der Aktivist die Sozialfigur unserer Zeit ist.
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Greta Thunberg vor dem schwedischen Reichstag © Kindernetz
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Am 15. März 2019 gingen beim ersten weltweiten Klimastreik über 1,8 Millionen junge Menschen auf die Straße, beim nächsten im September waren es allein in Deutschland 1,4 Millionen Menschen.
In der Hitparade der Aktivisten liegt der Klimaaktivist heute weit vorne. Der Kampf gegen Armut und Hunger, der als „War on Poverty“ im Amerika des Präsidenten Lyndon B. Johnson eine ganze Jugendgeneration vom Konsumismus in den Aktivismus trieb, ist zur Sache der Kirchen und der Entwicklungshelfer geworden. Und auch die schwarze Bürgerrechtsbewegung des Martin Luther King, die in „Black Lives Matter“ ihre Fortsetzung fand, kann es mit der Klimabewegung nicht aufnehmen.
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Fridays for Future: Demonstration in Frankfurt © dpa
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Doch das Problem, das hat der Kulturjournalist Knut Cordsen in seinem Essay „Der Aktivist ist die Sozialfigur unserer Zeit“ beschrieben, ist, dass Lautstärke und Ohnmacht sich zuweilen bedingen. Man hört Greta, aber folgt ihr nicht. Man nickt ihr wohlwollend zu, um danach nach Mallorca zu fliegen. Cordsen sieht darin das Schicksal der neuzeitlichen Aktivisten: Der Aktivist – gerade in seiner Ausprägung als Weltenretter – verfüge zwar „als Bewusstseinsgroßindustrieller über ein enormes aufmerksamkeitsökonomisches Kapital“, könne daraus aber vergleichsweise wenig machen. Das wiederum empört den Aktivisten:
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Der Aktivist ist aus schierer Notwendigkeit Alarmist und also Übertreibungskünstler.
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Deswegen hat Greta trotzdem nicht umsonst protestiert. Ihre Sätze haben überall auf der Welt kleine Anker geworfen. Ihr zum Trost sei Sigmund Freud in den Zeugenstand gerufen:
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Das Unterbewusste ist viel moralischer, als das Bewusste wahrhaben will.
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Die Verhaltensänderung wird eintreten – aber weit nach Greta Thunberg. Das Sein folgt dem Bewusstsein – auch wenn Karl Marx vom Gegenteil überzeugt war.
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Ich wünsche Ihnen einen kraftvollen Start in das Wochenende. Herzlichst grüßt Sie Ihr
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Gabor Steingart Herausgeber ThePioneer
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