Zum Tod von Rolf Hochhuth :
Unser Luther?

Lesezeit: 4 Min.
Der Dramatiker Rolf Hochhuth im Jahr 2009 in der Akademie der Künste
Sein „Stellvertreter“ löste den größten Theaterskandal der Nachkriegszeit aus. Er blieb kritisch gegenüber etablierten Autoritäten, spöttisch und jederzeit kampagnenbereit. Zum Tod des Dramatikers und literarischen Provokateurs Rolf Hochhuth.

Als am Abend des 20. Februar 1963 der Vorhang im Berliner Theater am Kurfürstendamm fiel und jubelnder Applaus losbrach, traten die Schauspieler nicht vor das Publikum. Regisseur Erwin Piscator hatte die durch ihre Verbeugung markierte Unterscheidung zwischen Schein und Wirklichkeit „wegen der besonderen Problemstellung des Stücks“ untersagt. In der Tat behandelte das, was der Öffentlichkeit hier zuvor in fünf ausufernden Akten präsentiert worden war, in erster Linie genau das: ein Problem. „Der Stellvertreter“, das Stück eines einunddreißigjährigen Verlagslektors aus dem westfälischen Gütersloh, stellte die moralaufrührende Frage, warum der Papst im Angesicht des faschistischen Massenmordes an den Juden schweigen konnte. Warum Pius XII. es nicht über sich brachte, öffentlich Anklage zu erheben gegen das menschenverachtende Unrecht und stattdessen zurückhaltend wie der Diplomat eines neutralen Staates auftrat. Zwar hier und da kritisierte und Verfolgten half, aber sich nicht entschlossen gegen die nationalsozialistische Vernichtungspolitik stellte. Diese Gewissensfrage wurde im „Stellvertreter“ zum dramatischen Gegenstand erhoben und machte seinen jungen Autor über Nacht weltberühmt.

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