BILD exklusiv: Mit diesem Spahn-Brief begann das Impfstoff-Desaster bei der EU

So drängten Merkel und von der Leyen den Gesundheitsminister dazu, das Impfstoff-Mandat an die EU abzutreten

Quelle: BILD
Von: Paul Ronzheimer und Julian Reichelt

Es ist DAS zentrale Dokument im Impfstoff-Desaster!

Ein Brief, der belegt, wie Gesundheitsminister Jens Spahn (40, CDU) und seine Amtskollegen aus Frankreich, Italien und den Niederlanden die Beschaffung des lebensrettenden Impfstoffs an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (62) abtreten und sich in demütigem Ton für ihre Bemühungen bei der Impfstoff-Beschaffung entschuldigen mussten. Der Brief liegt BILD exklusiv vor.

Nach BILD-Informationen war es sowohl Kanzlerin Angela Merkel (66, CDU) als auch von der Leyen wichtig, dass der Brief von Spahn und seinen Kollegen in möglichst unterwürfigem Ton verfasst wird.

Hintergrund: Spahn und seine Kollegen hatten sich zu viert um genug Impfstoff für alle Europäer bemüht, Merkel aber wollte die Impfstoff-Beschaffung als große Geste in die Hände der EU legen.

Ergebnis: Die EU scheiterte auf verheerende Weise daran, rechtzeitig genug Impfstoff für alle Europäer zu sichern.

In dem Brief heißt es: „Leider haben die zeitgleichen Verhandlungen unserer Allianz Sorgen verursacht. Deswegen glauben wir daran, dass es von herausragender Wichtigkeit ist, einen gemeinsamen Ansatz gegenüber den verschiedenen Pharmakonzernen zu verfolgen. (…) Wir sind uns einig, dass Geschwindigkeit von entscheidender Bedeutung ist. Deswegen halten wir es für sinnvoll, wenn die Kommission die Führung in diesem Prozess übernimmt. Natürlich bieten wir weiter unsere Unterstützung und Expertise an.“

Die erste Seite des Briefes mit dem Briefkopf …

Die erste Seite des Briefes mit dem Briefkopf …

Foto: Kein Credit
… und die zweite Seite mit den Unterschriften der vier Minister

… und die zweite Seite mit den Unterschriften der vier Minister

Foto: Kein Credit

Fast entschuldigend merken die 4 Gesundheitsminister an, dass sie „noch keine Verhandlungen über die Bezahlung des AstraZeneca-Impfstoff“ gestartet hätten. „Wir würden es sehr begrüßen, wenn die Kommission diese Verhandlungen übernehmen würde.“

Nach BILD-Informationen hatten die vier Minister schon damals im Juni 2020 massive Zweifel daran, dass die EU in der Lage ist, rechtzeitig genug Impfstoff zu beschaffen, wurden aber von ihren jeweiligen Regierungschefs – in Deutschland von Bundeskanzlerin Angela Merkel – gedrängt, das Verfahren an Ursula von der Leyen zu übertragen.

Auffällig: Anders als EU, Kanzleramt und Spahn derzeit behaupten, geht es in dem Brief an keiner Stelle darum, gute Preise für den Impfstoff zu verhandeln oder gar „Impfstoff-Nationalismus“ abzuwenden. Bei der Übergabe an die EU spielten diese Überlegungen – anders als derzeit dargestellt – offenbar keinerlei Rolle.

Alle vier Minister unterschrieben den Brief persönlich. Damit nahm das Impfstoff-Desaster seinen Lauf…

Wie die Beschaffung ins Stocken gerietBILD-Chef erklärt den Brief des Impf-Versagens

Quelle: BILD
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